Workshop „Bloggen gegen Rassismus“

 

Unter diesem Motto fand am Dienstag, den 19. Oktober 2021 eine schulartübergreifende Kooperation mit dem BBZ im Rahmen der „Interkulturellen Woche“ statt.

Das würde ich sofort wieder machen“ war eine der begeisterten Stimmen in der Feedbackrunde nach Abschluss des Workshops. „Ich hätte mir noch mehr Texte zur Besprechung gewünscht“ und „Es war gut, dass wir selbst so viel schreiben konnten.“

Alles authentische Schüleräußerungen? Hundert Prozent! Wo Schreiben von Schülern sonst doch eher als Qual empfunden wird – gegen menschenfeindliche Äußerungen im Netz Stellung zu beziehen hat die gemischte Teilnehmergruppe von Studierenden aus dem BBZ und SchülerInnen der 10. Klassen unseres Gymnasiums stark motiviert.

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Der Referent Said Rezek konfrontierte die Runde von ca. 20 Teilnehmenden mit krassen Beispielen von menschenverachtenden Posts im Netz und zeigte auf, wie man digital Zivilcourage entwickeln kann, ohne dabei selbst unter Niveau zu sein. Mit vielen hilfreichen Erläuterungen ermunterte der freie Journalist sein jugendliches Publikum, nicht tragbare und z.T. grundgesetzwidrige Äußerungen in den sozialen Netzwerken nicht einfach hinzunehmen, sondern in irgendeiner Form tätig zu werden. Dazu bieten sich Kurzkommentare, persönlich-politischer Post, Offener Brief oder ein Blog an. „Holen wir uns das Netz zurück“, so lautet sein Credo, und als Leitsatz für jegliche Aktivität im Netz legte er allen die Maxime ans Herz: „Handle in der digitalen Welt so, wie du in der analogen Welt behandelt werden möchtest.“ Wer wollte dem nicht zustimmen?

 

Aktion im Rahmen der „Interkulturellen Woche“ 2021

Der Vortrag „Bloggen gegen Rassismus“ war dem Workshop vorangestellt und brachte erstmals insgesamt über hundert ZuhörerInnen aus beiden Schularten am Dienstag- und Mittwochvormittag zusammen. Renée Liening-Ewert und Margot Dörr, beide Lehrkräfte am Gymnasium, sowie Laura Schmidt und Anastasia Mun vom Berufsbildungszentrum hatten sich bereits Ende des letzten Schuljahres im Rahmen des Veranstaltungsangebots zur „Interkulturellen Woche“ zusammengetan, um die Lernenden der beiden Nachbarschulen einander näherzubringen. Die „Interkulturelle Woche“ ist eine Aktion, die alljährlich von den Gremien der Evangelischen, Katholischen, Griechisch-Orthodoxen Kirchen und der Vereinigung Evangelischer Freikirchen getragen wird. Das diesjährige Motto lautet #offen geht - vielfältige Veranstaltungen werben für ein friedliches Zusammenleben in einer offenen Gesellschaft, für Integration und gegen Ausgrenzung und Rassismus. Auch für die Zukunft sind unter diesem Vorzeichen gemeinsame Aktionen und Veranstaltungen in enger Kooperation geplant, was auch vonseiten der Sponsoren, dem Elternbeirat und dem Verein der Freunde des Schönborn-Gymnasiums sowie dem Förderverein am BBZ und dem Lions-Club ausdrücklich erwünscht ist. Allen Unterstützergremien sei an dieser Stelle für die großzügige Förderung sehr herzlich gedankt.

 

Blogger aus Überzeugung

Vortrag und Workshop wurden von dem Referenten Said Rezek bestritten, der es sich auch aus persönlicher Betroffenheit heraus zur Aufgabe gemacht hat, als freier Journalist und Blogger rassistischen Kommentaren im Netz Paroli zu bieten. Mit gut belegten Fakten und großem persönlichem Engagement fesselte er sein Publikum und weckte Interesse für das, was in den sozialen Netzwerken oft unkommentiert bleibt und in der Folge fälschlich als akzeptabel und als „gängige Meinung“ betrachtet wird.

Der überzeugte Blogger informierte sein Publikum unter anderem über die erstaunlich hohe Nutzerquote von facebook durch Anhänger der AfD. Diese Plattform hat alleine so viele Nutzer wie SPD und CDU zusammen. Hier auch ist ein sehr hoher Anteil an Kommentaren zu verzeichnen, die unter der Rubrik Diskriminierung oder Menschenverachtung anzusiedeln sind. Nach dem gut 45-minütigen Vortrag gab es vielfältige, gut informierte und tiefschürfende Fragen, die belegten, wie bereitwillig sich die jugendliche Zuhörerschaft auf solche Themen einlässt. Auch die Bereitschaft des Politikwissenschaftlers, aus eigenem Erleben heraus zu erzählen, kam bei seinem Publikum gut an.

 

Themen im Workshop

Themenstellungen wie Überprüfung der Seriosität von Quellen, effektives Erstellen von Listicles (Auflistungen z.B. von Zitaten bekannter Politiker) und Begriffsklärungen zu „Rassismus“, „Sexismus“, „Diskriminierung“ und hate speech waren wichtige Elemente des Workshops. Sie sensibilisierten die Teilnehmer für die vielfältigen Ausprägungen von Verhaltensweisen, die gegen die Würde von Menschen gerichtet sind. Mit diesem Vorwissen erstellten die Teilnehmenden eigene Beiträge, mit denen sie zunächst nur zu Übungszwecken auf authentische Verunglimpfungen von Menschen im Netz reagierten.

Auch die Risiken des Bloggens ließ der Referent nicht unerwähnt: Shitstorm, Filterblase und Nichtbeachtung des Copyrights sollten vermieden werden. Und nach wie vor gilt: Das Internet vergisst nie! Wer selbst Opfer von hate speech u.ä. ist, sollte einen Screenshot anfertigen, um über Beweismaterial zu verfügen, den eigenen Namen schwärzen und sich an hate-aid oder an Ich-bin-hier, eine Kontaktgruppe gegen hate speech, wenden.
Herr Rezek fand schnell einen Draht zu seinen Zuhörern und konnte im Workshop aufgrund seiner Expertise und seiner eingängigen Erklärungen viel Wissenswertes an seine aufmerksamen Zuhörer weitergeben. Trotz der hohen Informationsdichte und des beträchtlichen Anteils an Eigenaktivität der Teilnehmer war der Nachmittag in der Aula von einer entspannten und heiteren Stimmung getragen.
Der Referent selbst bezeichnete die Teilnehmenden als eine sehr aktive, motivierte Gruppe,
die viele qualitativ hochwertige Beiträge in die Diskussion im Anschluss an den Vortrag und bei den Aufgabenstellungen im Workshop einbrachte.

Und bei dieser Gelegenheit fand auch noch eine interkulturelle Begegnung der etwas anderen Art statt – denn im Anschluss an das Mittagessen in der BBZ Mensa entstand unter den Gymnasiasten spontan der Wunsch nach einer Führung durch das neue BBZ-Gebäude, das von unseren Schülern allgemein als „cool“ empfunden wurde. Interkultureller Austausch beginnt eben vor der Haustür!

StDin Margot Dörr

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