Vom Kopf des Autors in den Kopf des Lesers –
Einblicke in den aktuellen Buchmarkt
Die Schülerinnen und Schüler der 5. Klassen erhielten Buchgeschenke aus der Aktion „Ich schenk dir eine Geschichte“ durch Martin Eisenmann (Bücherpavillon Bad Bocklet)
Wie entsteht eigentlich eine Geschichte? Wer denkt sie sich aus? Was muss damit passieren, dass ein anderer sie lesen kann?
Viele Fragen, für die sich Martin Eisenmann, Inhaber des Bücherpavillons Bad Bocklet, bei seinem Besuch in der 5. Jahrgangsstufe des Schönborn-Gymnasiums viel Zeit genommen hat.
Die meisten Autoren, so erfährt das junge Publikum, schreiben nicht einfach drauf los. Genau wie in der Schule – im ach so lästigen Erlebnisaufsatz! – legen auch Profis sich die Figuren und den Plot vorher zurecht und entwickeln einen Spannungsbogen. „War also doch nicht alles umsonst“, denken sich hier einige bestimmt. Und wie in der Schule wird auch das Manuskript eines Autors anschließend gelesen und bewertet – und in nur 1-2% der Fälle für gut befunden.

Wer kein Glück hat, kann sein Buch aber heutzutage auch für erschwingliche Kosten im Selbstverlag auf den Markt bringen. Für diejenigen, die der Verlag akzeptiert hat, bedeutet das aber nicht, dass das Machwerk so in den Druck geht. Was für die Kinder der nervige Lehrer, ist für den Autor der Lektor des Verlages, der meistens Änderungswünsche und Verbesserungsvorschläge hat. Denn Ziel jedes Verlages ist natürlich der Erfolg – auch kommerziell. Und Lektoren wissen in der Regel, was gut läuft: Liebe, Tod und natürlich Tiere. Kaum ein Kinder- oder Jugendbuch kommt ohne befellte oder gefiederte Maskottchen aus. Selbstverständlich sind Änderungen der Geschichte nur in Abstimmung mit dem Urheber möglich. Und bis zur Altersklasse der Jugendlichen geht in der Regel auch nichts mehr ohne die Illustratoren, die die Bücher aufhübschen und vom Horror der Textlastigkeit befreien. Neueste Mode sind Farbschnitte, wie etwa bei Rebecca Yarros` ONYX STORM. Hier ist das Cover besonders aufwändig gestaltet, der Buchdeckel ist 3-D-geprägt und der Schnitt – also der Rand der Seiten – ist mit Farbmotiven veredelt, was die jugendlichen Leser sich einen stattlichen Aufpreis kosten lassen. Dieser Trend zeigt nebenbei aber auch, dass Lesen wieder chique ist und man sich mit Büchern gewissermaßen schmückt. Dass Lesen wieder im Kommen ist, verdankt die Branche aber natürlich auch aktuellen Internet-Trends, etwa durch Plattformen wie BookTok.
Hat es ein Buch in den Druck und in den Markt geschafft, garantiert eine ausgefeilte Logistik, dass es vom Zentrallager über Nacht in die Buchläden kommt. Damit große Online-Händler und Ketten in bester Lage ihre Marktmacht nicht noch weiter ausspielen und auch kleinere Buchläden existieren können, gibt es in Deutschland als einem der wenigen Länder die sogenannte Buchpreisbindung, die vorschreibt, dass ein Titel überall dasselbe kosten muss, was tatsächlich einige unserer Fünftklässler bereits gewusst haben! Außerdem möchte man damit erreichen, dass auch kleinere Auflagen oder Nischenthemen eine Chance haben und somit die kulturelle Vielfalt erhalten bleibt.
Nach so viel Theorie war die Vorfreude auf die Praxis und das Druckerzeugnis, das an diesem Tag nicht preisgebunden, sondern kostenlos war, dann riesengroß und die kleinen Leseratten konnten sich bei Herrn Eisenmann ihr Exemplar von „COOL wie BOLLE“ abholen. Viel Spaß beim Lesen!
StD Alexander Gensler


